Letzte Rettung
Das bescheidene Jahr 2020 hatte uns als Familie schon viel abverlangt.
Krebs der wieder zuschlägt, härter als zuvor der Kampf um den Betrieb und die Insolvenz des Lebenswerkes meines Papas.
Und jetzt fängt das Jahr 2021 damit an das mein Papa den Kampf gegen den Krebs verloren hat.
Und meine Mutter steht nun nicht nur alleine ohne ihren geliebten Mann da, sondern muss auch noch um die letzten Erinnerungen an fast 50 gemeinsamen Jahre kämpfen. Den sein Elektro Geschäft musste Insolvenz anmelden denn dank Corona wollte keine Bank Hilfe geben.
Meine Mama und mein kleiner Bruder versuchen seit 2017, als der Krebs bei meinem Papa das erste Mal festgestellt wurde das Geschäft zu retten. Arbeit haben sie genug nur die Zahlungsmoral ist leider nicht mehr so gut und da war noch viel mehr das aber den Rahmen sprengen würde. Meine Mama hat 2017 meinen Papa betreut, meine 4 Jahre alte Tochter (da ich mit unserem Sohn in der Kinderklinik lag, weil er Leukämie hatte) und den Laden also ihr Geschäft so gut wie möglich am laufen gehalten. Mein Bruder hat seine Meister Prüfung in den Sand gesetzt, er versuchte das Geschäft nebenbei zu meistern.
Nun 2020 kam alles noch schlimmer. Wie gesagt der Krebs kam bei meinem Papa zurück und schlimmer als vorher. Den 3 Monate ohne Therapie machen schon viel aus. Der Urologe hat ihm 3 Monate ja genau 3 Monate nicht einmal angerufen und gesagt dass Papa sofort eine Chemotherapie anfangen muss. Nein, das hat er beim Termin 3 Monate später gesagt. Aber dafür gleich die Unterlagen, Überweisung in die Klinik zur Chemotherapie mitgegeben.
Und nun war alles kämpfen umsonst. Mein Papa hat gekämpft wie ein Löwe. Die Ärzte haben so etwas selten gesehen. Er hat seit November nur noch abgebaut. Konnte kaum noch laufen ohne Schmerzen und hat trotzdem noch arbeiten übernommen um sein Geschäft zu retten. Ihnerhalb von Tagen wurde er zu einem schwer kranken Mann mit höllischen Schmerzen. Meine Mama war seit November jede freie Minute bei ihm und hat ihm geholfen wo es nur ging. Die Nächte mit ihm durchgestanden in denen er vor Schmerzen nicht mehr wusste wo oben und unten ist. Sie hat ihn immer mehr bei allen Dingen unterstützen müssen. Was mein Papa überhaupt nicht wollte. Meine Brüder waren nach dem Arbeiten immer da und haben meine Mama versucht zu entlasten. Ich kam alle 2 Tage mit den Kindern um ihn abzulenken. Vor Weihnachten ging es ihm nicht gut und er wollte ins Krankenhaus, hatte eine Einweisung vom Hausarzt. Wie es mit dem corona scheiß ist, konnte er nicht einfach so ins Krankenhaus gehen. Die behandelnde Onkologin wurde informiert aber auf diesen Rückruf warten wir noch heute. Er kam dann nach Weihnachten endlich ins Krankenhaus zur Schmerztherapie. Nachdem der Ärztliche Bereitschaftsdienst ihm Fentanyl Pflaster verpasst hatte gegen die starken Schmerzen und der Hausarzt die Einweisung ins Krankenhaus in die Hand genommen hat und ihn zur Schmerz Behandlung in die Klinik schickte. Da dachten wir jetzt wird es besser. Weit gefehlt. Wir durften ihn nicht mehr sehen, nochmal danke scheiß corona. An ihm wurden Untersuchungen gemacht und meiner Mama immer gesagt es sei alles bestens. Meine Mama hat den Ärzten vertraut. Papa wollte die ganze Zeit wieder nach Hause und die in der Klinik wollten immer noch Untersuchungen machen. Sie haben dann sehr viel Wasser aus seinem Brustkorb geholt und meiner Mama gesagt jetzt müssten die Schmerzen besser werden. Seine Methastasen seien nicht schlimmer geworden und er darf nach Hause. Sie haben dann gesagt er braucht ein Pflegebett ohne das darf er nicht nach Hause und ein Pflegedienst soll kommen und wegen den Schmerzpflaster kommt das spezial Team. Er wurde dann endlich entlassen, es wurde uns gesagt wir können ihn mit dem Auto abholen er kann ja gut mit dem Rollator laufen. Wir haben uns gefreut den in die Klinik kam er mit dem Krankenwagen, da er zu schwach zum gehen war. Die Klinik wollte dann auch Termine zur Bestrahlung machen und meinte zur 3 Monats Spritze kann er zum Urologen gehen. Aber es sah ganz anderst aus. Ein schwerst kranker Mann mit Dekubitus, also aufgelegen, der total kaputt im Auto saß und dort warten musste, da sein Pflegebett gerade aufgebaut wurde kam zu Hause an.Ich möchte überhaupt nicht wissen was für Schmerzen das gewesen sein müssen. Meine Mama ging am nächsten Morgen zum Hausarzt und brachte ihm den Arztbrief aus der Klinik und wollte Rezepte für die neuen Medikamente. Ihr wurde gesagt sie soll später kommen sie machen dann alles fertig. Meine Mama ist dann eine Stunde später wieder beim Arzt und der hat sie dann sofort in sein Zimmer geholt und ihr sehr vorsichtig gesagt wie es wirklich um meinen Papa steht. Er gab meinem Papa noch 3 Monate mit starken Schmerzen. Und meine Mama muss sich auf eine sehr harte Zeit gefasst machen.
3 Monate wurden es nicht. 5 Tage durften wir unseren Papa noch begleiten nach 1 Tag hat er entschieden keine Tabletten mehr zu nehmen, denn er konnte sie nicht mehr schlucken,das tat ihm so weh. Papa lag nur noch im Bett und er wollte keinem zur Last fallen. Er machte sich nur immer Sorgen um meine Mama. Nach 2 Tagen hat er nichts mehr gegessen und dann ging das trinken auch nicht mehr. Er hat es sich nicht leicht gemacht aber Sonntag Nacht wurde er dann erlöst.
So wie kein Wunder passiert, muß meine Mama aus dem Haus, das sie seit 45 Jahren zusammen mit Papa bewohnt hat, ausziehen.
Der nette Insolvenz Berater macht jetzt Druck, dabei ist mein Papa noch nicht einmal Beerdigt und wir als Familie haben die letzten Wochen damit verbracht und wollten nur unserem Papa helfen.
Ich weiß das dieses Jahr für alle sehr schwer ist, aber wenn jeder etwas gibt, vielleicht bekommen wir wenigstens das zusammen hin, das meine Mama in ihrem Zuhause bleiben kann.
Danke fürs Lesen