Hallo ihr Lieben,
ich gehe diesen Weg, weil ich einfach keinen anderen Ausweg mehr sehe.
Aber zuerst zu meiner Geschichte:
Ich bin 31 Jahre alt und verheiratet. Ich habe keine Kinder, obwohl der Wunsch von beiden Seiten da ist. Ich gehe Vollzeit arbeiten, habe einen Nebenjob und versuche momentan alles zu verkaufen, was mir möglich ist .
Aber es reicht einfach nicht. Es fing alles vor 3 Jahren an. Mein damaliger Verlobter hatte einen Spontanpneumothorax. Das bedeutet eine Lungenseite ist geplatzt und er hatte nur noch 20 min. zu leben. Er musste sofort notoperiert werden. Ich erfuhr von allem nur, weil ich nichts mehr von ihm gehört habe und in die Notaufnahme gefahren bin. An diesem Tag habe ich auch erfahren, wie mein Mann auf die Narkose reagiert. Er ist verwirrt, will sich sofort entlassen und wird aggressiv. Es war ein Schock für mich. Zum Glück hält das nur einen Tag an. Wir erfuhren, dass er noch ein Lungenbläschen hatte, was kurz vorm Platzen ist und zwei Schatten. Es bedeutete wieder eine OP. Wir landeten in einem Krankenhaus, welches ihn unmenschlich behandelte. Keine Versorgung, keine Schmerzmittel, kein Arzt. Also haben wir ihn verlegen lassen und ihm wurde geholfen. Aber das war erst der Anfang. Er war monatelang arbeitsunfähig und unsere Hochzeit stand bevor. Diese war super geplant und groß, aber auch hier merkte ich schon, dass sich etwas verändert hatte. Er wurde schnell laut, wenn ihm zum Beispiel an dem bestellten Essen etwas nicht passte. Alles in allem, er brachte mich zum Weinen- an unserem Hochzeitstag-! Auch unsere Flitterwochen waren gespickt von Tränen und Streitereien.
Am Ende des gleichen Jahres verlor er seine Arbeitsstelle und fing an sich selbständig zu machen. Er verbrauchte viel Geld, was wir nicht hatten und ich versuchte es irgendwie möglich zu machen. Seine Selbständigkeit lief super an, bis er an diesem Tag im August auf sein Motorrad stieg und losfuhr. Er fuhr nicht schnell, vielleicht 40km/h, aber sein Hinterreifen blockierte in einer Kurve und er verlor die Kontrolle. Das Ende war eine Trümmerfraktur der Nase, Jochbeinbruch und angebrochene Halswirbel. Es folgten Intensivstationen, mehrere Operationen und das alles mit dem Gewissen, dass ich mir keine Sorgen machen konnte, das etwas während der Op's passiert, sondern was passieren würde, wenn er wieder aufwacht. Ich konnte es einfach nicht fassen. Danach veränderte er sich noch mehr, er wurde launisch, schnell aggressiv und ausfallend. Die Arbeit lief nur noch schleppend. Ich musste die Ausfälle und Kosten irgendwie kompensieren. Aber es ging weiter. Wir hatten einen schlimmen Streit, der uns fast unsere Ehe gekostet hätte, aber wir konnten uns nochmal zusammenraufen und beschlossen die Familienplanung anzugehen. Aber das Schicksal dachte sich wohl, dass ist noch nicht genug. Denn dieses Jahr toppt einfach alles. In unser Auto wurde eingebrochen, mein Handy auf der Arbeit gestohlen und dann kam am 28.02 der alles veränderne Anruf. Mein Schwiegervater rief aus Sizilien an und sagte, dass meine Schwiegermutter auf der Intensivstation liegt und es nicht gut aussieht. Wir haben direkt alles stehen und liegen gelassen und sind am nächsten Tag geflogen. Es stellte sich heraus, dass Sie Bauchspeicheldrüsenkrebs im Endstadium hat, der schon in die Leber gestreut hat. Wir konnten es nicht glauben. Sie ist doch erst 61, hat nie getrunken, geraucht oder nur ein böses Wort gesagt. Wie kann so etwas nur geschehen. Das ist einfach nicht fair. Mein Mann machte sich Vorwürfe und meinte, dass alles seine Schuld sei. Ich versuchte für ihn und seinen Vater da zu sein und kümmerte mich um den ganzen Haushalt und Alltagskram und hoffte, dass das reichen würde. Durch Corona, kam ich erst nach 1 Monat über Umwege nach Hause. Mein Mann blieb noch einen Monat länger. Die Kosten für die Medikamente und Behandlungen musste wir tragen. Auch in der Zeit versuchte ich irgendwie alles am Laufen zu halten und für ihn da zu sein. Mit meiner Schwiegermutter ging es immer auf und ab. Wir dachten es sähe ganz gut aus und vielleicht erhält sie durch die Therapie ein oder zwei Jahre. Aber nein, wieso haben wir auch nur gehofft. Ende Juli bekamen wir einen Anruf meines Schwiegervaters, dass wenn mein Mann seine Mama nochmal sehen möchte, er so schnell wie möglich kommen solle. Wieder ließen wir alles stehen und liegen und saßen am nächsten Tag im Flugzeug. Es war ein schrecklicher Anblick, den ich in meinem ganzen Leben nicht vergessen werden. Ich war erschrocken, wie ein Mensch innerhalb von ein paar Monaten so abbauen kann. Sie war gar nicht mehr ansprechbar und schrie vor Schmerzen. Es war grausam und ich habe ihr versprochen, sich um Ihren Sohn zu kümmern und sie solle sich nicht länger quälen. Aber als ob das nicht schon schlimm genug wäre, war die Situation mit meinem Schwiegervater und Schwägerin unerträglich. Es gab nur Streit, mein Mann hat seine Mutter in unmenschlichen Zuständen vorgefunden. Er hat sich in Ihren letzten Tagen darum gekümmert, dass Pflegepersonal kommt, das ein Priester die letzte Salbung vornimmt, dass die Beerdigung organisiert wird und seine Mutter nochmal ihre Geschwister sehen konnte. Sein Vater hatte den Kontakt vor 40 Jahren unterbunden. Es war einfach nur fürchterlich und ich war dankbar, dass meine Schwiegermama einschlafen durfte und jetzt ihren Frieden findet. Aber auch das war noch nicht alles. Ein paar Stunden nachdem meine Schwiegermama eingeschlafen ist, wachte ich mit unerträglichen Schmerzen auf. Es tat mir so leid, denn mein Mann musste sich jetzt auch noch um mich kümmern. Es folgten Rettungswagen, Notarzt und Krankenhaus. Diagnose: Nierenkolik. Und das alles in einem "fremden" Land. Die Schmerzen hielten an, aber ich zog die Beerdigung durch. Auch hier mussten wir für alles alleine aufkommen. Wir flogen früher als geplant nach Hause und das war gut so. Am nächsten Tag wurde ich notoperiert. Durch einen Nierenstein habe ich einen Harnstau bekommen und meine Werte waren katastrophal. Einen Tag später und meine Niere wäre irreparable geschädigt gewesen. Freitag war meine letzte OP und der Stein wurde entfernt. Meine Niere ist auf dem Weg der Besserung und mir geht es besser. Meinem Mann allerdings nicht. Er hat auf einen Schlag seine ganze Familie verloren, durch den Streit konnte er nicht richtig trauern und Abschied nehmen und dann muss ich direkt operiert werden. Das ist einfach alles zu viel. Er kann sich nicht mehr konzentrieren, er arbeitet nicht, er schläft den ganzen Tag und man bekommt ihn nicht wach. Nachts liegt er wach und denkt über alles nach. Er ist noch launischer und aggressiver geworden. Unser Hausarzt sagt, er braucht eine Reha (Verdacht auf Burnout), er muss einfach mal raus von zu Hause und versuchen wieder zu sich zu finden. Die letzten 3 Jahre mit mehreren Op's, zwei Nahtoderfahrungen, unser Stress und die Situation bei ihm zu Hause, waren einfach zu viel. Ich würde ihm das gerne ermöglichen, aber ich weiß einfach nicht wie. Die unbezahlten Rechnungen stapeln sich. Mein Gehalt und Nebenjob reichen einfach nicht für alle Kosten. Ich habe schon alle Sparverträge gekündigt, aber jetzt bin ich am Ende meiner Kräfte. Ich weiß nicht mehr was ich tun soll. Ich versuche Verstänsnis aufzubringen, auch wenn er mich ungerecht behandelt. Aber es geht einfach nicht immer. Denn auch für mich waren die letzten 3 Jahre zu viel und ich kann auch nicht mehr. Aber ich versuche irgendwie eine Lösung zu finden und alles zusammenzuhalten. Ich liebe meinen Mann und es heißt in Guten wie in schlechten Zeiten. Aber bitte, können die guten Zeiten vielleicht jetzt mal anfangen? Eine Insolvenz will ich vermeiden, denn dann würde ich meinen Job verlieren und das möchte ich auf gar keinen Fall. Ich möchte doch einfach nur ein ganz normales Leben führen, glücklich mit meinem Mann sein und Kinder bekommen. Was hab ich denn so schlimmes getan, dass es nur noch schlimmer wird.
Ich danke jedem, der bis hierher durchgehalten hat. Vielleicht könnt ihr mir helfen, meinem Mann die benötigte Reha zu ermöglichen, damit er wieder so wird, wie er früher war: Ein liebenswerter Mensch mit einem großen Herz!
Eure Lola