In der Nacht vom 14.10.2024 auf den 15.10.2024 erreichte uns ein Anruf, der uns den Boden unter den Füßen wegzog. Es erscheint uns immer noch wie ein böser Traum… wie ein schlechter Film!
Viele unbeantwortete Fragen, Trauer, Wut, Enttäuschung… Warum muss es oft so ungerecht sein?
Keiner kann sich vorstellen jahrelang mit der Angst zu leben, in jener Nacht könnte es passieren. Es klingelt, du gehst verschlafen zur Tür (falls du überhaupt mal einschlafen konntest) und dich erwarten Polizisten mit kläffenden Hunden. Du hast wenige Minuten Zeit dein wichtigstes „Hab und Gut“ zu packen und wirst den Rest für immer hinter dir lassen müssen!
Für viele Menschen unvorstellbar, irreal oder vielleicht auch nicht interessant genug, da es glücklicherweise Euch nicht betrifft.
Unser bester Freund Kenny, 29 Jahre, ist leider Teil dieser Geschichte und wir sind so unglaublich traurig. Sein Anruf mitten in der Nacht als es passierte und wir konnten ihm nicht helfen. Er wurde abgeschoben nach Nigeria ohne jegliche schriftliche Aufforderung im Voraus das Land zu verlassen!
Geflüchtet „von der Straße auf die Straße“ als er 19 Jahre alt war, nur mit einem einzigen Rucksack, lange wussten Mutter & Schwester in Nigeria nicht, ob er überhaupt noch am Leben ist, bis die erste telefonische Kontaktaufnahme nach vielen Monaten stattfinden konnte. Ohne soziale Hilfen auf eigenen Beinen zu stehen, tagelang vielleicht auch Wochen ohne Essen und Trinken, der starke Wille einen Job zu finden, doch alles wurde ihm verwehrt! Keine Arbeitserlaubnis von Seiten der deutschen Ausländerbehörde! Selbst für einen Schulplatz zum Integrationskurs (Deutschkurs) worden ihm Steine in den Weg gelegt. Er hätte JEDEN Job angenommen, JEDEN! Ein Mensch, der sich glücklich geschätzt hätte, Geld verdienen zu dürfen. Ja, es gibt tatsächlich noch Menschen, die arbeiten WOLLEN! Zudem kam er seiner Pflicht nach (was die Wenigsten unter diesen Umständen tun) und wirkte bei der Beschaffung seiner Identitätspapiere mit! Dies wurde ihm am Montag Nacht zum Verhängnis…
Hätte man ihm noch einen einzigen Monat Zeit gegeben, wären die 5 Jahre Aufenthalt in Deutschland erfüllt und damit hätte er laut Gesetz das Recht auf eine Aufenthaltserlaubnis gehabt!
Netterweise durfte er mit seinen ganzen 30 Euro Bargeld in Nigeria „einreisen“ und sein Handy behalten. Sein Pass wurde ihm am Flughafen Lagos entwendet! Mittlerweile konnte er sich eine einzige Portion Reis & Wasser besorgen und hat eine Unterkunft in Lagos gefunden, für die das restliche Geld nur ein paar Tage reicht. Seine Mutter & Schwester wissen bereits von der unerwarteten Rückreise, allerdings endete dies mit gesundheitlichen Schäden bei der Mutter - 9 Jahre Kampf ihres Sohnes ohne Erfolg! Nun ist noch unklar, wie & wann er überhaupt die Möglichkeit hat zu seiner Familie zurückzukehren, da seine Heimatstadt 320km von Lagos entfernt liegt.
Das Einzige, was wir jetzt aktuell aus etwa 6500 km Entfernung für Kenny tun können, ist ihn finanziell ein wenig zu unterstützen.
Für ihn ist das größte Tief gerade erreicht, ohne scheinbar jemals wieder einen kleinen Lichtblick zu sehen und wir haben große Sorge, dass er mit dem Gedanken spielt, sein Leben zu beenden.
Wir telefonieren täglich mehrmals mit ihm, viele Tränen sind bereits geflossen, aber wir versuchen alles, um ihm irgendwie die Kraft wieder zu geben, die er vollkommen verloren hat!
Jeder einzelne Euro wird ihm dabei helfen, seinen Lebensmut zurück zu gewinnen, hoffentlich etwas Neues aufbauen zu können und was jetzt gerade ganz wichtig ist: Seine Mutter & Schwester endlich wieder in die Arme schließen zu können! Gemeinsam werden sie & wir ihn wieder zum Lächeln bringen, auch wenn es für uns nur aus weiter Ferne ist!