Seit er denken konnte, hatte er von einem eigenen Auto geträumt – ein kleiner, sportlicher Wagen, mit dem er die Welt entdecken und ein Stückchen Unabhängigkeit erleben könnte. Für ihn bedeutete ein Auto mehr als nur ein Fahrzeug: Es war Freiheit, Abenteuer und das Gefühl, endlich auf eigenen Füßen zu stehen.
Nach seinem ersten Ausbildungsmonat begann Lukas zu sparen. Jedes bisschen, das er sich irgendwie zusammensparen konnte, legte er beiseite. Seine Familie verstand seine Träume und unterstützte ihn, wo sie konnten, aber die hohen Lebenshaltungskosten ließen wenig Spielraum. Der Wunsch nach einem eigenen Auto wuchs täglich in ihm, aber je öfter er die Anzeigen durchstöberte, desto mehr begann er zu verzweifeln. Die Preise für Neuwagen waren schwindelerregend hoch, und selbst gebrauchte Modelle, die vor ein paar Jahren noch erschwinglich gewesen wären, lagen jetzt oft außerhalb seines Budgets.
Es gab Tage, an denen Lukas frustriert war. Oft dachte er daran, den Traum aufzugeben. „Wozu das Ganze?“, fragte er sich, während er in der Werkstatt an den Autos anderer Leute arbeitete und den Geruch von Öl und Motoren einatmete. Immer wieder stellte er sich vor, wie es wäre, selbst ein Auto zu besitzen, wie es sich anfühlen würde, den Zündschlüssel herumzudrehen und den Motor seines eigenen Wagens zu hören. Doch die Preise stiegen und seine Ersparnisse konnten einfach nicht mithalten.
Seine Eltern bemerkten seine Niedergeschlagenheit und versuchten, ihn aufzumuntern. „Du wirst das schaffen“, sagte seine Mutter immer wieder. „Du bist ein Kämpfer, und du gibst nicht so leicht auf.“ Lukas’ Vater, der selbst viele Jahre auf sein erstes Auto sparen musste, legte ihm einen Vorschlag nahe: „Warum schaust du dich nicht nach älteren Modellen um? Vielleicht einem Oldtimer oder einem älteren Gebrauchtwagen, den du selbst reparieren kannst?“
Dieser Gedanke ließ Lukas aufhorchen. Ein altes Auto, an dem er herumbasteln konnte? Die Idee gefiel ihm. Von diesem Tag an verbrachte er jede freie Minute damit, das Internet nach Oldtimern und älteren Gebrauchtwagen zu durchforsten. Eines Abends stieß er auf ein altes Auto, das niemand mehr wollte – ein rostiger, stillgelegter VW Golf aus den 90ern. Das Auto war mehr Schrott als Wagen, aber es hatte Charakter, und irgendwie spürte Lukas sofort, dass dieser alte Golf zu ihm gehörte.
Er beschloss, sein ganzes Erspartes für diesen Wagen auszugeben. Mit zitternden Händen holte er den alten Golf ab und stellte ihn in die kleine Werkstatt seines Vaters. Das Auto brauchte dringend eine Generalüberholung, aber Lukas ließ sich nicht abschrecken. Von da an arbeitete er nach der Arbeit und an den Wochenenden unermüdlich an seinem Auto. Er schraubte, feilte, ersetzte Teile und lernte dabei mehr als je zuvor. Es war nicht einfach, und oft zweifelte er, ob er es jemals schaffen würde, den Wagen zum Laufen zu bringen. Doch mit jedem Tag wurde sein Traum greifbarer.
Monate vergingen, und der Tag der ersten Probefahrt rückte näher. Lukas hatte alle seine Ersparnisse und unzählige Stunden Arbeit in den alten Golf gesteckt. Sein Herz klopfte wild, als er das erste Mal den Schlüssel drehte und der Motor zu einem heiseren, aber lebendigen Brummen erwachte. In diesem Moment fühlte sich Lukas, als hätte er die Welt erobert.
Am nächsten Tag fuhr er das erste Mal zur Arbeit – in seinem eigenen Auto. Es war vielleicht kein neues, teures Modell, aber es war seins. Sein Traum hatte sich erfüllt, auf eine Weise, die er sich so niemals hätte vorstellen können. Und als er in die zufriedenen und stolzen Gesichter seiner Kollegen und Familie blickte, wusste er, dass er alles richtig gemacht hatte.