1 Euro, der das Leben von Kindern rettet!

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Der alltägliche Wahnsinn

Eschwege/Lwiw

 

Am 24.02.2022 änderte sich für mich die Welt grundlegend.

Der brutale Angriffskrieg Putins auf die Ukraine schockierte mich.

Ich konnte nicht Zuhause sitzen und tatenlos zusehen.

Bereits eine Woche nach Kriegsbeginn fuhr ich mit der ersten Hilfslieferung an die rumänisch-ukrainische Grenze.

Sehr schnell wurde mir bewusst, dass ich alleine nicht viel bewirken konnte und schloss mich zeitnah dem Verein ESCHWEGE HILFT! e.V. in Eschwege an.

Am 26.05. brach ich bereits zu meiner 5. Fahrt mit Unterstützung  meines neuen Vereins mit meinen und dort gesammelten Hilfsgütern auf. Wie geplant ging es von Bad Sooden-Allendorf um 22 Uhr los.

An Bord: Lebensmittel, Verbandsmaterial, Desinfektionsmittel und ein Inkubator (Brutkasten für Frühchen) für eine Kinderklinik in Lemberg/Lwiw. Der Inkubator konnte mit Spendengeldern von ESCHWEGE HILFT! e.V. finanziert und gekauft werden. Auch alle weiteren Kosten rund um die den Hilfstransport wurden von dem Verein unterstützt. Mein Einsatz, war wie alle Arbeit im Verein ehrenamtlich!

Die Fahrt zur ukrainisch-polnischen Grenze verlief problemlos.

Ab hier wurde es unschön.

Wartezeit an der Grenze: 4 Stunden.

Der Inkubator musste nach Lwiw. Jede Minute Verzögerung hätte hier das Leben eines Neugeborenen kosten können! Umso nervöser wurde ich.

Durch ein Gespräch mit dem Grenzschutz erreichte ich dann doch eine zügige Abfertigung, und die Lieferung erreichte problemlos den Grenzübertritt und die Klinik. Während wir den Inkubator und das medizinische Material entluden, wurde der erste Luftalarm ausgelöst.

Blitzartig wurde alles stehen und liegen gelassen. Das gesamte Personal war nun damit beschäftigt, alle Neugeborenen aus den oberen Stockwerken, sowie die Mütter und sich selbst im Bunker, der sich im Keller befand in Sicherheit zu bringen.

Bunker? Ein mit Sandsäcken von außen provisorisch gesicherter Keller mit halbhohen Fenstern!

Kein Schutz bei einem direktem Treffer durch die vom Schwarzen Meer immer wieder abgefeuerten Marschflugkörper vom Typ „Kaliber“!

Ich beschloss trotzdem meine Fahrt fortzusetzen und mich wie geplant mit meiner Kontaktperson Katja zu treffen. Kurz darauf wurde auch der Alarm wieder aufgehoben.

Mittlerweile war ich durch die lange Fahrt, 1150 Kilometer, am Ende meiner Kräfte.

Katja hatte mir eine Unterkunft und Abendessen organisiert, die nur wenig außerhalb der Stadt lag.

Endlich eine Pause!

Wir setzten uns an den Tisch und wollten mit dem Essen beginnen, als unsere Smartphones zu randalieren begannen.

Ein erneuter Luftalarm für die gesamte Ukraine!

Es ist erstaunlich, wie schnell Menschen sich an so eine Lage gewöhnen!

Ich kannte es schon von meinen vorangegangenen Fahrten.

Wortlos schalteten wir den Alarm aus und begannen zu essen!

Andererseits: Was sollten wir auch sonst tun?

Der nächste Bunker wäre eine halbe Stunde entfernt für uns gewesen!

Nach dem Essen ging ich vor die Tür, rauchte eine Zigarette und beobachtete den Nachthimmel.

Alles totenstill, keine Flugzeuge oder Raketen und auch keine Flugabwehr.

Zum ersten Mal seit Kriegsbeginn und dem Beginn meiner Versorgungsfahrten, verspürte ich weder Angst noch Unruhe in irgendeiner Form.

Der Mensch ist wirklich ein Gewohnheitstier!

Ruhig und entspannt, mit dem Gefühl etwas Gutes getan zu haben, ging ich zu Bett und schlief die ganze Nacht sanft wie ein Baby.

Am nächsten Morgen setzten Katja und ich uns zusammen, um die weitere Planung zu machen.

Mein Fahrzeug war noch zur Hälfte gefüllt mit Lebensmitteln und anderen dringend benötigten Gütern für ein Waisenhaus, das ca. 150 Kilometer östlich von Lwiw liegt.

Also einfach „Los“ und schauen, wie wir das Ziel erreichen.

Doch unterwegs wurden wir von der Polizei gestoppt  und uns wurde mitgeteilt, dass das Gebiet im Moment nicht sicher sei.

Wir beschlossen, unsere Tour zum Waisenhaus um einen Tag zu verschieben.

Was macht man mit einem angefangenen Tag? 

Lemberg ist eine wunderschöne Stadt!

Bei meinen vorherigen Fahrten wollte ich einfach nur rein und wieder raus, und das so schnell wie möglich.

Man ist in einem Land in dem Krieg herrscht, doch nun saßen wir in einem Kaffee in der Innenstadt, tranken Latte Macchiato und aßen Kuchen.

Wir genossen einfach das Leben, die warmen Sonnenstrahlen auf der Haut und das bunte Treiben.

Kein Unterschied zu Kassel, Frankfurt oder Berlin.

Das ganz normale Leben, in Zeiten des ganz normalen Wahnsinns. 

Wechsel zwischen Normalität und der Gefahr eines Angriffs aus der Luft!

Alte Gebäude und tausende Menschen auf der Straße.

Manchmal kommt einem der Gedanke, welche Auswirkungen jetzt ein Angriff hätte, doch die stetige Gefahr wird verdrängt oder ist einfach aus dem Bewusstsein der Menschen verschwunden.

Am Abend dann wieder ein Alarm, und ich beschloss die Warnapp wieder zu löschen.

Es macht keinen Sinn, es zu wissen, man kann es nicht ändern!

Auch in dieser Nacht schlief ich ruhig und angstfrei.

Am nächsten Morgen starteten wir erneut einen Versuch, das Waisenhaus zu erreichen.

Es war uns jedoch nicht möglich, einen sicheren Weg zu finden und wir mussten unsere Hilfsfahrt erneut abbrechen.

Der Grund für die Warnungen ist mir bekannt, ich wurde aber gebeten, nichts darüber zu berichten.

Auch wenn es in Lwiw die meiste Zeit ruhig ist, muss man auf alles gefasst sein.

In einem Land, in dem Krieg herrscht, gelten andere Regeln.

Auf dem Weg zu unserem provisorischen Stützpunkt waren wir sehr schweigsam und dort angekommen entluden wir das Fahrzeug.

Nachdem wir unsere Optionen ausgelotet hatten, begann Katja zu telefonieren.

Einige Anrufe später, hatte sie es organisiert, dass die Lieferung in den nächsten Tagen von zwei ukrainischen Soldaten ins Waisenhaus gebracht wird.

Man findet immer Wege, um die gesteckten Ziele zu erreichen.

Für Montag hatte ich meine Rückreise geplant und Katja meinte, wir sollten uns eine Pause gönnen.

Wir beschlossen, am Abend zu grillen und fuhren zum Einkaufen in ein großes Einkaufszentrum.

Zum Glück hat sich die Versorgungssituation zumindest in Lemberg stabilisiert.

Man bekommt fast alles.

Extreme Versorgungslücken bestehen jedoch bei medizinischem Material und vor allem bei Treibstoff.

Wenn eine Tankstelle kurzfristig beliefert wird, bilden sich kilometerlange Schlangen.

Da mir dies bekannt war, hatten wir eine Reserve von 60 Litern Diesel in meinem Fahrzeug.

Meine Mission neigte sich dem Ende und da ich den Diesel nicht ohne Problem mit zurück nehmen konnte, verteilte ich ihn gerecht an Krankenschwestern und Ärzte der Kinderklinik, die ihn dankbar annahmen.

Am Abend setzten wir uns gemütlich in den Hof und grillten.

Alles wie in Friedenszeiten, gute Stimmung mit Essen und Wodka. Der Krieg schien für einige Momente vergessen.

Dann ein Schreckmoment!

Ein anfliegender Jet! Katja schaute zum Himmel und sagt gelassen: „ Einer von unseren, das ist unsere, angeblich seit März zerstörte Luftwaffe!“

Alle sind am Lachen, auch wenn es eigentlich nichts zu lachen gibt.

Wir essen und trinken weiter.

Ein sehr schöner Abend, mit interessanten Menschen und Gesprächen. Wobei auch immer wieder über weitere Hilfeleistungen gesprochen wurde. 

Am nächsten Morgen trat ich meine Rückreise an.

Ich verließ die Ukraine mit sehr gemischten Gefühlen.

Als Familienvater bin ich froh, keinen Schaden genommen zu haben und dennoch habe ich das Gefühl, die Menschen hier im Stich zu lassen.

Doch wir werden weiter Unterstützung leisten und die Ukrainer werden weiterhin ihr Land verteidigen. Dies konnte ich allen Gesprächen und Beteuerungen entnehmen. Die Entschlossenheit der Menschen ihr Land nicht aufgeben zu wollen; ist eine Feststellung; die ich so noch nicht gemacht und erlebt hatte. 

Solange dieser Krieg dauert, solange wir mit Ihrer Hilfe und Ihren Spenden Menschenleben retten können, werde ich diese Fahrten fortsetzen.

Ich gab vor meine Heimreise das Versprechen, schnellstmöglich zurückzukehren!

Ein ganz besonderer Dank geht an meinen Verein ESCHWEGE HILFT e.V. und danke für die Unterstützung!

Auch SIE können meinen Verein unterstützen!

Natürlich freuen wir uns auch über jede Geldspende! Bei einem Betrag über 200,00 Euro bekommt ihr von uns eine Spendenquittung zugesandt.

ESCHWEGE HILFT e. V.

Bank: Sparkasse Werra Meißner

IBAN: DE55 5225 0030 0000 0527 12

BLZ: 522 500 30

Spenden über PayPal! Ganz einfach: 

[email protected]

oder über die Homepage.

Im Moment werden die Spenden für ein Ultraschall Gerät sowie einen speziellen Laser gegen Brandverletzungen verwendet.

Helfen Sie einfach mit einer Spende von nur einem Euro um Leben zu retten.

Vielen Dank für Ihre Unterstützung 

Carsten Hantelmann

 



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