Hallo zusammen, ich heiße Feride und komme aus Lippstadt. ich möchte meine Geschichte mit euch allen teilen.
Im Sommer 2019, ich war 27 Jahre, bekam ich die überraschende Diagnose Lymphom-Krebs im vorletzten Stadium. Ich war im Vorfeld immer wieder Grippe-ähnlich erkrankt und hatte massive Nasennebenhöhlenprobleme. Von einen auf den anderen Tag war Alarm in meinem Leben: Ich kam zur Diagnostik in die Uniklinik nach Essen und bekam daraufhin eine fünfwöchige Bestrahlungstherapie, die meinen Mund und Rachen einmal völlig verbrannt hat. Ich habe dadurch leider Teile meines Geruchs- und Geschmackssinns eingebüßt. Eine weitere schlimme Folge der Behandlung war die Zerstörung von Speicheldrüsen im Mund, die mir das Essen, Sprechen, usw. erschweren. Ein ständiges „Pappmaul“ also. Ich bin immer die Letzte beim Essen…Eine weitere schlimme Folge der Behandlung war die Zerstörung von Speicheldrüsen im Mund, die mir das Essen, Sprechen, usw. erschweren. Ein ständiges „Pappmaul“ also. Ich bin immer die Letzte beim Essen…
An meinem 32sten Geburtstag war die Bestrahlung beendet und die Hoffnung groß. Ich musste drei Monate warten, die mich fast verrückt gemacht haben. Schließlich gab es Anzeichen für erneuten und akuten Ausbruch der Erkrankung und die neue Diagnose: Am Kopf hatte die Therapie Wirkung gezeigt. Leider war der Befall von dort hinunter in den Körper „gewandert“. Es war klar, dass ich durch eine Chemotherapie musste und es wurde auch schon von einer Stammzelltransplantation gesprochen. Bei der ersten Phase der Chemotherapie ging dann etwas schief sie funktionierte wohl zu gut und ich erlitt ein Nierenversagen. Für zehn Tage lag ich an der Dialyse auf der Intensivstation und musste dann noch eine weitere Woche entgiftet werden. Danach wurde die Chemotherapie in abgeschwächter Form fortgesetzt. Es war die Vorbereitung für das „Aquarium“. Für sechs Wochen zog ich in die KMT an der Uniklinik in Essen. Schleuse, keine offenen Fenster und Hochdosis-Chemotherapie. Die zweite Woche war so furchtbar, dass ich dachte ich sterbe nun einfach und alles ist vorbei. War es aber nicht. Mein kleiner Bruder spendete mir seine Stammzellen. Schon nach sechs Tagen waren sie zu erfassen, am neunten Tag sagte man es mir dann auch schließlich. Ich hatte das Glück, nur die Mindestzeit dort verbringen zu müssen. Und ich habe nicht gewusst, dass das erst der Anfang war. Bis dahin hatte ich von anfangs 57 Kilogramm Körpergewicht nur noch knapp 42 Kilo übrig, meine Muskeln waren schlicht und ergreifend weg. Körperlich war ich also mehr als schwach. Zusätzlich war mein Immunsystem so immens geschwächt. Nach gefühlt 100 Behandlungen und 5 jahren geht es mir einigermaßen besser. Wir haben schon mittlerweile 2024 und Ich sitze auf Rückzahlungen und kann mich finanziell momentan immer grad so über Wasser halten. Fest steht für mich: In dieses „Sicherungssystem“ will ich auf keinen Fall zurück! Das war mindestens so demütigend, wie sich mit Anfang 30 im Krankenhaus den Hintern abwischen lassen zu müssen…Mein kompletter Freundeskreis ist seit also nun mehr 2 ½ Jahren erheblich dezimiert und ich bin die meiste Zeit ein Solo-Survivor. Ich bin nach wie vor ein Optimist und Menschenfreund, spiele mit Kindern und Jugendlichen und für andere Menschen Improvisationstheater. Mein Körper fühlt sich gut an die meiste Zeit. Dennoch gerate ich regelmäßig in Panik, wenn eine medizinische Überprüfung ansteht oder ich nur eine Erkältung habe. Dann ist aller Kampf wieder da und die Angst. In Gesprächen mit anderen Betroffenen stelle ich fest, dass es vielen ebenso geht. Oftmals werden Menschen danach aber wieder so schnell in ihr altes Leben zurück geschmissen, dass ihnen kaum Zeit zum Durchatmen und Seufzen bleibt; was so bitter nötig ist, wenn man solcherlei lebensbedrohlichen Traumata durchmachen musste. Jetzt wende ich mich an euch, ich hoffe ihr könnt mir in dieser schwierigen Lage weiterhelfen um mich auf zu bauen und ein normales leben führen.
Gott Segene euch 🍀🙏