Mal Pause von unserer harten Realität

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Wenn man etwas sieht oder liest, denkt man oft, zum Glück gibt es das hier nicht, oder, das kann doch nicht wahr sein. Ich bin nicht heilbar physisch krank und habe massive psychische Probleme.

Mein Psychologe meinte einmal, ich habe mit Mitte 20 schon mehr erlebt, als man mit vier Leben füllen könnte.

Die wenigen Einzelheiten, an die ich mich mittlerweile erinnere, möchte ich Ihnen ersparen.

Mein Name ist Anika B. und ich erlebte eine Kindheit mit schweren Missbrauch und Misshandlungen. Fast ständig werde ich getriggert und ich gebe alle meine Kraft, um den Alltag irgendwie zu bewältigen. Ich habe mir zusätzlich Unterstützung geholt, um so gut wie möglich für meine Kinder da sein zu können. Dennoch bin ich mit meinen Problemen/Einschränkungen stets überfordert.

Dann kam Corona. Und drei große Operationen. Meine Familie litt sehr zu der Zeit, denn die Kinder durften mich nie besuchen, mein Partner eher selten und in dem 400 km entfernen (fachspezifischen) Krankenhaus war es gar nicht möglich.

Nun sind wir alle am Ende unserer Kräfte. Der Dachausbau, indem die Kinder ihre eigenen Zimmer bekommen sollten, blieb liegen, denn der Papa musste voll für die Kinder da sein. Mit seiner 42,5 h/Woche und unseren (vor allem meinen) Problemen ist auch er extrem gefordert. Es fällt mir (uns) schwer um Hilfe zu bitten. Aber den Kindern geht es mittlerweile so schlecht, dass ich über meinen Schatten springe. Sie sind regelrecht depressiv, trau(t)en sich immer weniger in die Schule, ziehen sich immer mehr zurück. Wir müssen sie nahezu in die Schule zwingen. Wobei es im Moment relativ gut klappt. Sie sind erschöpft und haben oft Bauch- und/oder Kopfschmerzen. Unser Arzt meint, es ist psychosomatisch. Zudem bekommen wir für die Kinder keinen Therapieplatz. Deswegen möchte ich die Kinder gerne in eine private Sprechstunde schicken. Dafür haben wir aber kein Geld. Auch brauchen wir als Familie dringend Auszeiten. Aber die Inflation gibt uns zur Zeit den Rest. Ich wünsche mir für uns als Familie schöne (Aus-)Zeiten, ich möchte wieder die Augen strahlen sehen und sie ihre Sorgen vergessen lassen. Auch ich brauche es dringend. Denn der Alltag erschlägt mich. Ohne Sorgen, oder ständig rechnen zu müssen.

Zudem würden wir das Geld auch in ihre Zimmer investieren. Denn wenn der Ausbau endlich fertig ist, haben wir zu wenig Geld übrig, um ihnen ihre Zimmer nach ihren Wünschen (nicht anspruchsvoll) sorgenfrei einzurichten.

 

Näher zu meiner Geschichte:

Da ich glaubte, bei meiner Mutter und Großmutter wurde die Gebärmutter früh wegen Krebs entfernt, entschieden mein Partner und ich uns, früh Kinder zu bekommen. Denn ich hatte bereits als Teenager oft Beschwerden, allerdings ohne Befund. Wir standen fest im Leben. Ich arbeitete bereits mit 12 Jahren neben der Schule. Nach der 11. Klasse begann ich eine Ausbildung, in der ich ein Jahr übersprungen und mit 2 abgeschlossen habe. Wir fingen bereits mit dem Hausbau an und haben fast alles selbst gemacht. Und 2007 dann die erste Schwangerschaft. Es gab gesundheitliche Probleme, weswegen ich früh ein Beschäftigungsverbot erhielt. Und zehn Wochen vor der Geburt hatte sich meine 16-jährige Schwester das Leben genommen. Und vermutlich begannen da die Probleme. Ich stürzte mich in Arbeit (Homeoffice) und bekam 20 Monate nach der Geburt der ersten Tochter, unsere zweite Tochter. Wir wollten kein Einzelkind. Ich funktionierte immer mehr, fühlte immer weniger. Bis ich weitere zwei Jahre später in die Psychiatrie eingewiesen wurde. Seit dem bin ich arbeitsunfähig. 

Meine Beschwerden wurden zu starken Schmerzen. Immer wieder wurde mir gesagt, es wäre psychosomatisch. Dann begannen die Besuche bei Notaufnahmen, weil ich mich noch nicht einmal mehr aufrichten konnte. Immer ohne Befund. Im Frühjahr 2020 wagte ich mich mal wieder zum Frauenarzt. Zu meiner Überraschung war es ein neuer. Er war sich auf Anhieb sicher. Endometriose. Es gab einen Namen für meine jahrelangen Beschwerden. Ich habe geweint, ein Stück vor Erleichterung, weil mir endlich jemand glaubte. Aber besser geht es mir leider kaum. Seit dem hatte ich drei große Operationen, mit sämtlichen leichte bis schwere Komplikationen. In Krankenhäusern von 45 Minuten bis 4 Stunden Autofahrt entfernt. Einmal stand mein Überleben auf der Kippe. Bei mir ist die Endometriose extrem ausgeprägt. Organe, Gewebe und Nerven sind betroffen. Es gibt reichlich Verwachsungen und Vernarbungen im gesamten Bauch, ich habe eine Thrombose im linken Unterbauch und eine chronische Gastritis. Zudem habe ich nahezu immer Zysten. Durch die aktuelle Behandlung habe ich nun weitere chronische Erkrankungen. Dazu gehören erhöhter Blutdruck, erhöhte Cholesterinwerte und bereits verdickte Gefäßwände. Das alles mit 37 Jahren. Deshalb muss diese Behandlung eventuell baldmöglichst abgebrochen werden. Denn weitere Erkrankungen sind möglich. Dazu gingen meine Unterlagen nun zu einem weiteren spezialisierten Facharzt, wieder etwa 400 km entfernt. Schmerztherapie ist aufgrund der Psyche nicht möglich. Und immer wieder brauche ich Termine bei Fachärzten.

Dazu noch meine psychischen Probleme. Ich habe PTBS, generalisierte Angststörung, Depression und eine kombinierte Persönlichkeitsstörung. Ich habe es geschafft, sauber zu bleiben. Rauche nicht und ich habe nie Drogen genommen. Seit letztem Jahr komme ich in der Therapie (zwar langsam, aber immerhin) endlich voran. Es kommen Erinnerungen, die endlich verarbeitet werden können. Dies erschwert den Alltag aber zusätzlich. Mal kleine Spaziergänge in der Natur geben mir unheimlich viel, strengen mich aber sehr an. Manchmal bin ich auf meinen Rollator angewiesen.

Um mal rauszukommen, bin ich ehrenamtlich in unserer Gemeindebücherei tätig. Einmal in der Woche gehe ich, begleitet von einer oder beiden Töchtern, zum örtlichen Altersheim und wir basteln mit den Bewohnern. 

Ich bin froh, dass meine Familie zu mir hält. Wir gehen sehr liebevoll miteinander um. Allerdings fängt jeder an, sich immer mehr zurückzuziehen. Daher brauchen auch die Kinder Unterstützung. Ich glaube, wir brauchen dringend regelmäßige Auszeiten vom Alltag. Um schönes zu erleben und Zeit füreinander zu haben, ohne Anstrengungen. Raus aus unserem Chaos.


Ich danke Ihnen herzlichst für Ihre Zeit und Großzügigkeit. Heutzutage ist jeder kleine Beitrag viel wert.

Anika B.
29-04-2024

Nun bin ich morgen seit zwei Wochen in einer psychiatrischen Klinik, weil ich mit dem Alltag gar nicht mehr zurecht kam.


Anika B.
28-03-2024

Ich habe nun zum letzten Mal meine aktuelle Medikation wegen der Endo erhalten. In knapp drei Monaten wird ein neues Medikament ausprobiert, das es seit letztem Jahr gibt. Meine Ärztin hofft, dass dieses weniger Nebenwirkungen haben wird. Toi toi toi


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