Hallo,
es ist die Lebensgeschichte meines Vaters in Kurzform.
Mein Vater wird heute 83 Jahre alt. Seit seinem 26. Lebensjahr ist er Frührentner.
Vor 60 Jahren (1961) wurde mein Vater unverschuldet Opfer eines schweren Verkehrsunfalles. Er war mit dem Motorrad auf dem Weg zur Bundeswehr (Wehrdienst), als ihn ein LKW frontal ramte. Es müssen furchtbare Bilder gewesen sein und die Pflegeltern meines Vaters (er wuchs von klein auf in einer lieben Pflegefamilie in einem kleinen Dorf auf) waren völlig überfordert mit der Situation vor Ort.
Polizei gab es damals nicht, bzw. war auf dem Land nicht verfügbar. Der LKW-Fahrer bekannte dich schuldig und hinterlies den Pflegeeltern die notwendigen Daten. Die Eltern waren jedoch so besorgt, dass diese Daten später nie mehr gefunden wurden. Mein Vater überlebte knapp, konnte seinen Beruf als Kfz-Mechaniker jedoch nie mehr ausüben und wurde in Frührente geschickt. Ebenfalls tragisch waren mehrere Ärztefehler, die jedoch nie zugegeben wurden.
Ein Rentenanspruch/Entschädigung gegen den Arbeitgeber des LKW-Fahreres (US-Armee) wurde von den Pflegeeltern nie verfolgt. Sie hatten mit ihrer kleinen Landwirtschaft genug zu tun und mussten 7 Kinder über die Runden bringen. Zudem gab es ja keine Unfalldaten/Notizen mehr. So ist alles in Vergessenheit geraten und die Jahre vergingen.
Mein Vater war froh, dass er Jahre nach dem Unfall wieder spazieren gehen konnte. Mehr körperliche Anstrengung war nicht möglich und ist bis heute nicht möglich! Seine sportlichen Leidenschaften waren mit dem Unfalltag vorbei.
Ich bewundere meinen Vater sehr. Er war nie verzagt oder verbittert über die Versäumnisse der Pflegeltern. Vermutlich hätte er bis heute viele 100.000 Euro an Entschädigung erhalten. Vermutlich hätte die US-Armee ihn finanziell abgesichert. Aber es waren damals einfache Verhältnisse und an sowas dachte niemand.
Mein Vater war zufrieden. Sein Glaube gab und gibt ihm viel Kraft.
Er heiratete unsere Mutter und zog uns (3 Brüder) gross. Wir wuchsen glücklich auf, und wenn auch nicht viel Geld vorhanden war, hatten wir eine schöne Kindheit. Heute feiern wir zusammen seinen 83. Geburtstag!
Ich bin sehr stolz darauf, wie er sein Leben und die Tragik hingenommen hat. Zudem ist vor einigen Jahren eine Krebserkrankung hinzugekommen. Auch diese akzeptiert er und klagt nicht. Überhaupt hat er noch nie gesagt "wieso ich".
Ich würde mir wünschen, dass meine Eltern noch mal einen schönen Urlaub verbringen können. Zudem gibt ihr Auto (18 Jahr alter Ford Galaxy) so langsam seinen Geist auf.
ich bedanke mich ganz herzlich für Ihre Zeit die Sie sich genommen haben um meine Zeilen zu lesen.
Herzliche Grüsse und alles Gute für Sie,
Markus